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Die Vendée Globe ist viel mehr als nur ein Einhandrennen um die Welt ohne Zwischenstopps oder Unterstützung. Für Segelfans ist es ein echter Mythos, ein menschliches und technologisches Abenteuer am Rande des Extremen. Seit der Einführung der Foils im Jahr 2016 hat dieser Wettkampf eine neue Dimension erreicht. Heute teilt er die Welt der Hochseeregatten in zwei Lager: diejenigen, die die Moderne mit Segelbooten, die buchstäblich über die Wellen fliegen, umarmen, und diejenigen, die einem traditionelleren Ansatz treu bleiben, der Robustheit und Zuverlässigkeit wertschätzt.
Diese Dualität wird von zwei emblematischen Skippern verkörpert: Thomas Ruyant, ein Anhänger revolutionärer Foils, und Eric Bellion, ein leidenschaftlicher Verfechter klassischer Segelboote. Diese beiden Persönlichkeiten trafen sich kürzlich zu einer spannenden Debatte im außergewöhnlichen Rahmen des Manoir de Kerbeleg. Wir werfen einen Blick auf diesen fesselnden Austausch, der zwei Visionen des Vendée Globe, ihre jeweiligen Lebensläufe und ihre Philosophie des Segelns beleuchtet.
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Thomas Ruyant: Der Pionier der Foils
Thomas Ruyant verkörpert die neue Generation von Skippern, die sich voll und ganz auf die technologische Entwicklung einlassen. Mit seinem Boot, das mit Foils der neuesten Generation ausgestattet ist, setzt er auf Geschwindigkeit, Innovation und Kühnheit. Foils, die stromlinienförmigen Anhänge, mit denen sich Segelboote über das Wasser erheben können, bieten einen entscheidenden Leistungsvorteil. Sie erfordern aber auch eine sorgfältige Vorbereitung, ein erhöhtes Risikomanagement und eine umfassende Kenntnis der neuesten Materialien.
Sein Werdegang:
Der aus Nordfrankreich stammende Thomas Ruyant wurde zunächst durch seine Leistungen bei der Mini Transat bekannt, bevor er bei Wettbewerben wie der Route du Rhum und der Vendée Globe glänzte. Für ihn ist der Segelsport ein Laboratorium zum Experimentieren. “Jedes Rennen ist eine Gelegenheit, um zu lernen und die Grenzen zu verschieben”, gesteht er. Seine Vorbereitung auf die Vendée Globe 2024 umfasst Hunderte von Stunden im Simulator, intensive Tests auf See und ein Team von hochspezialisierten Technikern.
Sein Boot :
Ruyant segelt einen hochmodernen IMOCA, der auf maximale Leistung im “Flugmodus” ausgelegt ist. Seine Foils reduzieren den Luftwiderstand und ermöglichen beeindruckende Geschwindigkeiten, aber sie stellen auch Herausforderungen dar: Zusammenstöße mit unbekannten schwimmenden Objekten (UFOs) können verheerend sein, und die extremen Bedingungen im Südpolarmeer testen die Grenzen der Materialien aus.
Éric Bellion: Der Sänger der Tradition
Im Gegensatz zu Thomas Ruyant bevorzugt Éric Bellion eine intuitivere und menschlichere Herangehensweise an die Navigation. “Ein guter Skipper ist vor allem jemand, der sein Boot in- und auswendig kennt”, sagt er. Er lehnt den Innovationswettlauf ab und setzt stattdessen auf klassische, robuste und bewährte Segelboote. Für ihn ist die Vendée Globe ein persönliches und spirituelles Abenteuer, bevor sie zu einem technologischen Wettkampf wird.
Sein Werdegang :
Éric Bellion hat sich durch seine Fähigkeit ausgezeichnet, Menschen für seine Werte zu begeistern. Er hat einen Abschluss in Kommunikation und ist mit einer fixen Idee ins Hochseerennen eingestiegen: Er wollte zeigen, dass Inklusion und Vielfalt eine Stärke sind, auch auf See. 2016 beendete er seine erste Vendée Globe mit einem konventionellen Segelboot und bewies, dass man auch ohne Hypertechnologie glänzen kann.
Sein Boot:
Eric Bellions Boot ist eine optimierte Version eines IMOCA der vorherigen Generation und wurde entwickelt, um den härtesten Prüfungen standzuhalten, ohne auf Einfachheit zu verzichten. Hier gibt es keine Foils, aber starke Segel und einen Rumpf, der auf Langlebigkeit ausgelegt ist. “Je weniger Spielereien, desto geringer das Risiko, dass etwas kaputt geht”, scherzt er oft.
Eine lebhafte Debatte über die technologischen Herausforderungen
Während des Treffens im Manoir de Kerbeleg hat der Austausch zwischen den beiden Skippern die entscheidenden Herausforderungen des heutigen Hochseerennsports beleuchtet.
Die Vorteile der Foils laut Ruyant :
Thomas Ruyant versäumte es nicht, die Auswirkungen der Foils auf den Wettbewerb hervorzuheben. “Es geht nicht nur um Geschwindigkeit”, erklärte er. “Es ist auch eine Gelegenheit, neu zu definieren, was Segeln bedeutet. Foils reduzieren die Ermüdung, erhöhen die Sicherheit und ebnen den Weg für eine neue Generation von Skippern.”
Bellions Vorbehalte:
Eric Bellion äußerte seinerseits seine Bedenken gegenüber diesem ungezügelten Wettlauf mit der Technologie. “Wenn man alles automatisieren will, läuft man Gefahr, die Essenz dessen zu verlieren, was die Schönheit der Vendée Globe ausmacht: die Beziehung zwischen dem Skipper und seinem Boot.” Er ist auch besorgt über den größeren ökologischen Fußabdruck der Foils, vor allem in Bezug auf Herstellung und Wartung.
Eine gemeinsame Philosophie trotz Divergenzen
Abgesehen von ihren Meinungsverschiedenheiten haben die beiden Segler auch Gemeinsamkeiten gefunden. Beide teilen einen tiefen Respekt für den Ozean und eine grenzenlose Bewunderung für diejenigen, die es wagen, sich in dieses außergewöhnliche Abenteuer zu stürzen.
Thomas Ruyant erkannte sogar an, dass Segler wie Bellion eine wesentliche Rolle bei der Bewahrung der Traditionen des Segelsports spielen. “Ohne sie würden wir Gefahr laufen, diese Verbindung zur Geschichte zu verlieren”, gab er zu. Eric Bellion zögerte seinerseits nicht, die Fortschritte durch die Foils zu begrüßen, “solange sie im Dienste des Skippers stehen und nicht umgekehrt”.
Die Vendée Globe: ein Spiegelbild der Herausforderungen unserer Zeit
Dieses Treffen im Manoir de Kerbeleg hat einen oft verkannten Aspekt der Vendée Globe hervorgehoben: Über den Wettkampf hinaus ist dieses Rennen ein Spiegel der technologischen, ökologischen und philosophischen Herausforderungen unserer Zeit. Die Entscheidungen der einzelnen Skipper spiegeln grundlegende Fragen über Fortschritt, Tradition und das Gleichgewicht zwischen beiden wider.
Ob mit Foils oder klassischen Segelbooten, Thomas Ruyant und Eric Bellion verkörpern jeder auf seine Weise den Geist der Vendée Globe. Und obwohl ihre Wege gegensätzlich erscheinen, laufen sie letztendlich auf das gleiche Ziel hinaus: ihre Grenzen zu verschieben, um ein neues Kapitel in der Geschichte des Segelns zu schreiben.
Das Manoir de Kerbeleg: ein geschichtsträchtiger Rahmen
Das Manoir de Kerbeleg liegt in der Bretagne und bietet eine Kulisse, die den großen philosophischen und strategischen Diskussionen würdig ist. Mit seinen geschichtsträchtigen Steinmauern und seinen friedlichen Gärten, die von hundertjährigen Bäumen gesäumt werden, scheint dieser Ort fast wie geschaffen für so leidenschaftliche Debatten wie die zwischen Ruyant und Bellion.
Hier, in dem großen Saal mit Holzbalken, teilten die beiden Segler ihre jeweiligen Visionen von der Vendée Globe mit. Beide Skipper verteidigten ihre technischen und menschlichen Entscheidungen leidenschaftlich.
Wir möchten uns für diese Sequenz bei Christophe DUCHIRON (Regisseur), Léo GUILLAUME (Produktionsbeauftragter Bleu Iroise), dem Filmteam, Thomas RUYANT und Éric BELLION bedanken.